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Transformation jetzt: Klimachaos und Entwaldung stoppen

Der starke Bedarf nach Dekarbonisierung

Hauptbühne 2021 - Zusammenfassung der Keynote

Ein trostloser Zustand

2021 war ein furchtbares Jahr für unser Klima. Hurrikan Harvey, die australischen Waldbrände, Überschwemmungen in Deutschland, Tennessee und vieles mehr. Das im Pariser Abkommen festgelegte Ziel von 1,5 Grad ist bereits außer Reichweite. Was wir wirklich tun müssen, ist, unter 2 Grad zu bleiben, denn alles, was über 2 Grad hinausgeht, wäre der Kipppunkt und das Klimachaos würde eintreten. Schellnhuber argumentiert, dass wir durch eine Klimasanierung sogar irgendwann wieder auf 1 Grad Erwärmung kommen könnten. Das würde allerdings etwa ein Jahrhundert dauern. Aber was passiert, wenn wir 2 Grad erreichen? Erstens wird das arktische Eis schmelzen und den Meeresspiegel um 80 Meter ansteigen lassen. Außerdem wird der Golfstrom, der sich aufgrund menschlicher Eingriffe bereits um 15% abgeschwächt hat, bis zum Ende des Jahrhunderts wahrscheinlich ganz versiegen und das Wetter in Europa drastisch verändern. Der Jetstream, ein Hochgeschwindigkeits-Windband, wird schwächer werden und mehr so genannte Rossby-Wellen erzeugen, die heiße Luft von Mexiko nach Kanada oder von der Sahara in die Arktis transportieren. Bevor der Mensch eingriff, dauerten diese Rossby-Wellen etwa 3-4 Tage. Jetzt halten sie etwa 4 Wochen an. Diese Rossby-Wellen sind der Grund für viele extreme Wetterereignisse wie Waldbrände oder Überschwemmungen. Wenn wir die Temperatur der Erde nicht senken können, werden diese Wellen noch länger anhalten.

Was können wir tun?

Eine schnelle Dekarbonisierung ist das, was wir wirklich brauchen. Das Ziel muss sein, bis 2050 auf 0 Emissionen zu kommen. Spätestens. Da einige Länder dazu nicht in der Lage sein werden, müssen die Länder, die es können, dies noch früher tun und in einigen Jahren sogar negative Emissionen produzieren, d. h. der Atmosphäre keine Treibhausgase zuführen und gleichzeitig Kohlenstoff aus der Umwelt extrahieren. Unsere Biosphäre (Bäume, Pflanzen) entzieht Kohlenstoff. Schellnhuber bezeichnet die Abholzung, insbesondere die des Amazonas, als den größten Wahnsinn der Menschheit. Die Abholzung muss aufhören und wir müssen die künstliche Ablenkung von Kohlenstoff vorantreiben. Laut Schellenhuber wird dies in naher Zukunft das größte Geschäft auf unserem Planeten sein. Es gibt zwar bereits einige Ideen wie BECCS (Bioenergie mit Kohlenstoffabscheidung und -speicherung), aber er bezeichnet sie als zu teuer und ineffizient.

Wir bauen uns den Weg ins Klimachaos

Die bebaute Umwelt, also der Bau von Gebäuden, Straßen und so ziemlich allem, sowie deren Abriss, ist für bis zu 40% der weltweiten Treibhausgasemissionen verantwortlich. Zum Vergleich: Der Luftverkehr macht nur etwa 2% aus. Die bebaute Umwelt produziert in den Industrieländern außerdem 55% an Abfall. Zudem hat der Mensch durch seine Eingriffe bereits eine Teratonne lebender Biomasse wie Bäume, Pflanzen usw. auf unserem Planeten zerstört. Vor der industriellen Revolution lag die Biomasse bei zwei Teratonnen, während die anthropogene Masse wie Beton, Kies, Plastik, Metall, Asphalt usw. exponentiell ansteigt. Das Problem dabei ist, dass bei der Produktion dieser Materialien riesige Mengen an CO2 entstehen.

Den Planeten durch die Aufforstung der Stadt wieder aufforsten

Wir müssen eine Teratonne anthropogener Masse durch eine Teratonne Biomasse ersetzen, indem wir die bebaute Umwelt in eine Kohlenstoffsenke verwandeln und aus Holz bauen. Im Jahr 2050 wird es etwa 2 Milliarden Menschen mehr auf der Erde geben. Sie alle werden natürlich Wohnraum benötigen. Eine Szenarioanalyse zeigt, dass, wenn 90% dieser neuen Gebäude aus Beton gebaut werden, dies der Atmosphäre weitere 70 Milliarden Tonnen CO2 hinzufügen wird. Wenn man 90% davon aus Holz bauen würde, wäre es nur ein Bruchteil davon.

Fazit

Wir müssen die Art und Weise, wie wir bauen, neu überdenken. Jetzt! Dafür müssen wir eine nachhaltige Forstwirtschaft aufbauen, die das gesamte Bauholz liefert. Auf der Nordhalbkugel gibt es genug Holz, um viele Häuser zu bauen. In der südlichen Hemisphäre sieht es dagegen sehr düster aus, weil wir die Wälder weiter zerstören, anstatt sie wieder aufzuforsten. Wir KÖNNEN die Abholzung rückgängig machen, das ist keine Frage der Natur, sondern eine Frage der Politik. Wir müssen Baumaterialien recyceln oder aufarbeiten, aus organischen Materialien bauen und die Gebäude mit erneuerbarer Energie betreiben, um kohlenstofffrei zu werden.

HANS JOACHIM SCHELLNHUBER

Hans Joachim Schellnhuber ist emeritierter Direktor des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung (PIK), das er 1992 gegründet hat. Er ist Mitglied zahlreicher Wissenschaftsakademien wie der Päpstlichen Akademie der Wissenschaften oder der Deutschen Nationalakademie Leopoldina. Seit 2019 engagiert sich Schellnhuber außerdem intensiv für die Schaffung eines "Bauhaus Erde".

BAUHAUS DER ERDE

BAUHAUS der Erde ist eine von Schellnhuber gegründete gemeinnützige Organisation, die versucht, eine gebaute Umwelt innerhalb der planetarischen Grenzen zu schaffen und eine gebaute Umwelt zu gestalten, die ökologisch nachhaltig und sozial integrativ ist. Erfahre mehr über "Bauhaus der Erde": bauhauserde.org

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